KI Bubble bei Nvidia und Palantir? Warum der berühmte Shortseller Burry auf einen Crash wettet!
15. November 2025
Daily Snippet

KI Bubble bei Nvidia und Palantir? Warum der berühmte Shortseller Burry auf einen Crash wettet!

Julian Hosp
Julian HospUnternehmer / Investor / Athlet / Familienvater

Hintergrund: KI-Boom und skeptische Stimmen

Daily Snippet vom 15.11.2025

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 befinden wir uns in einem KI-Boom. Tech-Aktien mit Bezug zu künstlicher Intelligenz, etwa Chip-Hersteller oder KI-Plattformen, haben den Markt nahezu im Alleingang angetrieben. 75% der Rendite des S&P 500 seit November 2022 gehen auf das Konto von KI-bezogenen Aktien. Unternehmen wie Nvidia, Meta oder Palantir verzeichneten enorme Kursgewinne, befeuert von hohen Erwartungen an KI. Inmitten dieser Euphorie gibt es jedoch auch warnende Stimmen. 

Eine davon gehört Michael Burry, bekannt aus dem Film “The Big Short” für seine Wette gegen die US-Hypothekenblase 2008. Burry sieht Anzeichen einer Überhitzung der KI-Branche und hat daher auf einen Rückschlag im KI-Sektor gewettet. Doch dabei kam es zu einem folgenschweren Missverständnis: Viele Medien berichteten, Burry habe 900 Millionen US-Dollar auf den Absturz der KI-Aktien gesetzt, tatsächlich waren es nur etwa 9 Millionen US-Dollar. Schauen wir uns an, wie es zu dieser Verwechslung kam und was hinter Burrys Wette steckt.

Michael Burrys “Wette” auf den KI-Absturz

Michael Burry vor kurzem Positionen aufgebaut, die auf fallende Kurse bestimmter KI-Aktien setzen. Konkret kaufte er Put-Optionen auf Nvidia und Palantir. Eine Put-Option gibt ihm das Recht, diese Aktien in der Zukunft zu einem vorher festgelegten Preis zu verkaufen. Wenn die Kurse bis dahin sinken, gewinnt Burry mit diesen Wetten Geld. Seine Positionen richteten sich also gegen einige der größten Profiteure des KI-Hypes.

Palantir stach dabei besonders hervor. Burry erwarb rund 50.000 Put-Optionen auf Palantir mit Ausübungspreis 50 $ und Laufzeit bis 2027. Zum Zeitpunkt des Kaufs lag der Aktienkurs von Palantir weit über diesem Ausübungspreis, um die 178 $. Das bedeutet: Burry wettete darauf, dass Palantir bis 2027 dramatisch an Wert verliert (auf 50 $ oder weniger). Parallel dazu nahm er auch bärische Positionen gegen Nvidia ein, wenn auch im geringeren Umfang. Diese Short-Engagements brachten Burry schnell viel Aufmerksamkeit ein, da sie als mutiges Zeichen gegen den herrschenden KI-Optimismus gesehen wurden.

9 Millionen vs. 900 Millionen Dollar, wo liegt der Unterschied?

Vielleicht hast du Schlagzeilen gesehen, die Burrys Wette als “gigantische 1-Milliarde-Dollar-Wette” bezeichneten. Tatsächlich berichteten einige Medien, Burry habe umgerechnet 1,1 Milliarden US-Dollar (rund 900 Mio. €) gegen KI-Aktien gesetzt. Diese Zahl ist jedoch irreführend. Sie stammt vom nominalen Wert der Aktien, die den Optionen zugrunde liegen, nicht von Burrys tatsächlich investiertem Kapital. Ein Missverständnis also: Die über 1 Milliarde Dollar beziehen sich darauf, wie viele Aktien Burry über die Optionen kontrollieren würde, multipliziert mit den damaligen Kursen der Aktien.

Die Wirklichkeit sieht viel bescheidener aus. Michael Burry selbst stellte klar, dass er nur rund 9,2 Millionen US-Dollar für diese Put-Optionen ausgegeben hat und nicht 912 Millionen. Mit anderen Worten: Sein Einsatz betrug 9 Mio., auch wenn der theoretische Gegenwert der abgesicherten Aktien im Milliardenbereich lag. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn Optionswetten erlauben es, mit relativ kleinem Kapitaleinsatz große Positionen zu bewegen (Hebeleffekt). Viele Berichte über Burrys “Milliardenwette” haben diesen Unterschied übersehen oder nicht deutlich gemacht. Burry twitterte am 10. November 2025 ausdrücklich, dass die Summe „9.200.000, nicht 912.000.000“ US-Dollar betrug. Er nannte die Optionen augenzwinkernd “doodads”, Spielereien, die ihm das Recht geben, Palantir bis 2027 zu 50 $ zu verkaufen. Die 900 Millionen waren also ein Zahlendreher bzw. eine Fehlinterpretation seitens der Medien.

Warum aber überhaupt Palantir und Nvidia? Beide Unternehmen waren 2023–2025 exemplarisch für den KI-Hype: Nvidia wegen des Booms bei KI-Chips, Palantir wegen seiner KI-Software-Visionen. Palantir stieg im Jahr 2025 um sagenhafte 126% und notierte zu extrem hohen Gewinnmultiplikatoren (KGV über 200). Solche Bewertungen machten Burry misstrauisch. Seine Wette mit vergleichsweise kleinem Einsatz von 9 Mio. $ ist trotzdem bemerkenswert, weniger wegen der Summe, sondern wegen des Zeichens, das sie setzt: Ein prominenter Investor stellt sich gegen die Marktstimmung und sagt einen KI-Absturz voraus.

Burrys Begründung: Bilanztricks bei KI-Investitionen

Worauf stützt Michael Burry seinen Pessimismus gegenüber den KI-Highflyern? Ein zentrales Argument von ihm ist, dass die Gewinne vieler Tech-Konzerne durch buchhalterische Kniffe künstlich aufgebläht würden. Insbesondere wirft er Firmen wie Meta, Alphabet (Google), Oracle, Microsoft und Amazon vor, ihre Abschreibungsregeln für KI-Hardware geändert zu haben. Konkret geht es um die teuren Rechenzentren voller KI-Server und Nvidia-Grafikprozessoren, die diese Unternehmen in den letzten Jahren angeschafft haben. Normalerweise haben solche spezialisierten Hardware-Komponenten nur einen Nutzungszyklus von 2–3 Jahren, bevor sie technisch überholt sind und ersetzt werden müssen. Doch laut Burry haben mehrere Tech-Giganten intern beschlossen, die Abschreibungsdauer ihrer Server und Netzwerkgeräte deutlich zu verlängern, auf 5 oder sogar 6 Jahre.

In großen Rechenzentren stapeln sich Hochleistungs-Server und KI-Chips. Durch verlängerte Abschreibungszeiten erscheinen die Kosten dieser Hardware in den Bilanzen geringer, die Gewinne dagegen höher.

Warum ist das relevant? Die Abschreibungsdauer bestimmt, über welchen Zeitraum die Anschaffungskosten eines Vermögenswerts (hier: KI-Hardware) in der Gewinn- und Verlustrechnung als Aufwand verbucht werden. Verlängert ein Unternehmen die Nutzungsdauer, dann verteilt sich der Abschreibungsaufwand auf mehr Jahre, die jährlichen Kosten sinken, und somit steigt künstlich der ausgewiesene Jahresgewinn. Burry argumentiert, genau das sei passiert: Tech-Unternehmen haben die Nutzungsdauern ihrer KI-Infrastruktur gestreckt, um kurzfristig höhere Profite ausweisen zu können. Er bezeichnete diese Praxis als „eine der häufigsten Betrügereien der modernen Ära”, als einen weit verbreiteten Bilanztrick.

Blicken wir auf konkrete Beispiele: Laut Burry (und öffentlich zugänglichen Berichten) hat Meta die erwartete Lebensdauer seiner Server und Netzwerkgeräte auf 5,5 Jahre erhöht. Noch Anfang 2023 gingen sie von 4–5 Jahren aus, nun sollen die Anlagen über fünf Jahre halten. Alphabet/Google verlängerte die Abschreibungszeit seiner Rechenzentrums-Hardware sogar von vorher 3 auf 6 Jahre. Microsoft stieg ähnlich auf 6 Jahre um, Oracle von 5 auf 6 Jahre, und Amazon setzte zwischenzeitlich ebenfalls 6 Jahre an (reduzierte später wieder auf 5). Diese Änderungen sind keine Geheimnisse, sie wurden in Geschäftsberichten erwähnt, oft begleitet von der Begründung, technische Effizienzsteigerungen hätten die Nutzungsdauer verlängert. Doch der Effekt ist eindeutig: Milliarden an Kosten werden in die Zukunft verschoben. Allein bei Meta bedeutet die Verlängerung der Server-Abschreibungen auf 5,5 Jahre eine Ersparnis von rund 2,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025, Geld, das statt als Aufwand abgezogen nun zum Gewinn zählt. Microsoft sparte durch einen ähnlichen Schritt 2023 etwa 3,7 Mrd. $ ein.

Michael Burry unterstellt, dass diese Praxis kein Zufall ist. Seiner Ansicht nach wollen die Konzerne damit ihre Profite “glattbügeln” und höher erscheinen lassen, gerade während sie massiv in neue KI-Infrastruktur investieren. Mit anderen Worten: Anstatt einen Gewinnrückgang durch hohe Investitionskosten zu zeigen, verlängert man die Abschreibungen und hält den Gewinn künstlich oben. Für Burry grenzt das an bewusste Irreführung der Anleger. In einem Tweet schrieb er: „Abschreibungen niedrig ansetzen, indem man die Nutzungsdauer verlängert, bläht künstlich den Gewinn auf, eines der häufigsten Betrugsmanöver der modernen Zeit.“

Überhöhte Gewinne und die Gefahr für Anleger

Falls Burry mit seiner Kritik recht hat, sind die ausgewiesenen Gewinne vieler KI-Vorreiter deutlich überhöht. Er schätzt, dass quer durch die Branche zwischen 2026 und 2028 rund 176 Milliarden US-Dollar zu wenig abgeschrieben werden, was in Summe um diesen Betrag zu hohe Gewinne in den Büchern bedeutet. Bei einzelnen Firmen könnte das drastisch ausfallen: Oracle etwa würde im Jahr 2028 fast 27% zu viel Gewinn ausweisen, Meta etwa 21% zu viel. Das sind enorme Diskrepanzen. Ein Anleger, der nur auf den scheinbar boomenden Gewinn je Aktie schaut, könnte glauben, das KI-Geschäft sei profitabler als es wirklich ist. Burry warnt, dass Investoren getäuscht werden könnten und dass die Aktienkurse der betreffenden Unternehmen zu optimistisch sind.

Was passiert nun, wenn diese “Bilanzkosmetik” auffliegt oder korrigiert wird? Burrys These: Sobald der Markt versteht, dass ein Teil des KI-Boom-Gewinns nur auf dem Papier steht, könnten die überbewerteten Aktien kräftig korrigieren. Wenn beispielsweise Meta, Google & Co. in einigen Jahren ihre Hardware schneller ersetzen müssen als gedacht (weil die Technik nach 2–3 Jahren veraltet ist), schlagen plötzlich hohe Abschreibungskosten oder Sonderabschreibungen zu Buche. Die Gewinne kämen unter Druck und die zuvor hoch bewerteten Aktien würden fallen, da die Realität hinter den Erwartungen zurückbleibt. Kurz: Die KI-Blase würde platzen. Dies ist das Szenario, auf das Burry mit seinen Put-Optionen spekuliert.

Aktueller Stand: Burry zieht sich zurück und bleibt bei seiner Warnung

Interessanterweise hat Michael Burry kurz nach Bekanntwerden seiner Short-Positionen eine überraschende Entscheidung getroffen: Er schließt seinen Hedgefonds Scion Asset Management und gibt externes Anlegerkapital zurück. In einem Brief an Investoren klagte er, seine Einschätzungen liefen “schon länger nicht mehr im Einklang mit dem Markt”. Tatsächlich war 2023/2024 kein leichtes Jahr für Short-Seller, da die KI-bezogenen Aktien trotz aller Skepsis immer weiter stiegen. Burry ist nicht der einzige prominente Pessimist, der das Handtuch warf, auch Veteranen wie Jim Chanos beendeten Fonds angesichts der anhaltenden Rally. 

Doch Burrys Schritt bedeutet nicht, dass er seine Überzeugung aufgegeben hat. Vielmehr deutete er an, er wolle künftig abseits der Öffentlichkeit weiter agieren (möglicherweise als Family Office). Auf X (Twitter) verkündete er mysteriös, ab dem 25. November werde er sich “besseren Dingen” widmen. Außerdem hat er angekündigt, Ende November 2025 einen ausführlichen Bericht mit seinen Berechnungen vorzulegen. Man darf gespannt sein, welche Details er dabei offenlegt, zumal die betroffenen Unternehmen bisher wenig Konkretes zu den Vorwürfen gesagt haben.

Walou-Debatte vs. fundamentaler KI-Wert: Wie ernst ist Burrys Warnung?

Du fragst dich vielleicht: Was soll man nun von alledem halten? Einerseits hat Michael Burry mit seinen Warnungen vor Blasen schon einmal richtig gelegen, damals beim Immobiliencrash 2008. Sein aktueller Hinweis auf fragwürdige Buchhaltung im KI-Sektor ist fundiert und wird von Daten gestützt. Tatsächlich ist bekannt, dass Abschreibungsmethoden einen großen Einfluss auf gemeldete Gewinne haben und Unternehmen diese Parameter manchmal opportunistisch ändern. Burry deckt also einen potenziell wichtigen Finanzfaktor auf, der die glänzenden KI-Zahlen relativieren könnte. Sollten die Gewinne tatsächlich um 20–25% überhöht sein, wären viele KI-Aktien überbewertet, was eine Marktkorrektur auslösen könnte, sobald Anleger dies erkennen.

Andererseits sollte man Burrys Kritik nicht mit einer generellen Absage an KI verwechseln. Er stellt nicht infrage, dass KI-Technologien großes Potenzial haben oder dass Firmen damit langfristig Wert schaffen können. Seine Analyse zielt vielmehr auf die gegenwärtige Wahrnehmung und Bewertung der KI-Aktien ab, also eine Debatte über Bewertungsniveau und Bilanzierung, nicht über den Kern der Technologie. In der Community könnte man sagen: Es ist eher eine “Walou-Debatte”, eine Diskussion um heiße Luft bzw. Schein und Sein, statt einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit dem fundamentalen Wert von KI. Mit anderen Worten, Burry kritisiert Methode und Momentaufnahme (wie Gewinne aktuell dargestellt werden), nicht unbedingt die langfristige Substanz der KI-Branche.

Für dich als interessierten Beobachter bedeutet das: Behalte einen nüchternen, kritischen Blick. Ja, KI ist ein zukunftsträchtiges Feld, und manche KI-Unternehmen werden über die Jahre wahrscheinlich beeindruckende Durchbrüche erzielen. Doch gleichzeitig zeigen Burrys Punkte, dass man Bilanzen und Hype kritisch hinterfragen sollte. Nicht alles, was glänzt, ist sofort Gold, manchmal ist es mit Bilanzpolitur überzogen.

Fazit: Was du aus Burrys KI-Wette mitnehmen kannst

Wenn du aus Burrys Analyse etwas mitnehmen willst, dann vor allem eines: Die wichtigsten Informationen findest du nie in den Schlagzeilen, sondern im Detail dahinter. Genau dort entscheidet sich, ob du verstehst, was wirklich passiert, oder ob du nur die Oberfläche konsumierst, die alle anderen lesen.

Wenn du nicht täglich mehrere Stunden in Reports, Earnings Calls, Bilanzanhängen und Marktupdates verbringen willst, aber trotzdem informiert sein willst wie jemand, der genau das tut, dann ist der IC Daily für dich gemacht. Dort bekommst du jeden Morgen die wesentlichen Entwicklungen aus Krypto, Aktien und alternativen Investments, sauber gefiltert, ohne Sensationsmüll und ohne die Zahlendreherei, die gerade überall herumgereicht wird.

Kurz gesagt: Du sparst Zeit, bekommst präzise Informationen und triffst Entscheidungen nicht aus Bauchgefühl, sondern auf Basis von Fakten. Wenn dir dieser Blog gezeigt hat, wie schnell man von lauten Narrativen in die Irre geführt wird, dann weißt du genau, warum diese täglichen Updates einen echten Unterschied machen.

Wenn du jeden Tag das beste Wissen komprimiert auf dein Smartphone willst, melde dich an und hol dir das Daily. Ich freue mich, dich dort zu begleiten.

Und das Beste? Jetzt zur BlackFriday Aktion bekommst du das Daily nur um 1 Euro im ersten Monat: https://julianhosp.de/blackfriday

Julian Hosp
Julian HospUnternehmer / Investor / Athlet / Familienvater